Euba
Der genaue Zeitpunkt der Entstehung Eubas ist heute leider nicht mehr nachweisbar. Wahrscheinlich handelt es sich um eine fränkische Siedlung, welche am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Landnahme entstand.
Die erste Erwähnung des Ortes Euba als Kirchdorf findet sich 1250 in den Meißner Bistumsmatrikeln als ein Waldenburger Lehen. Euba war dem Kloster Zschillen (Wechselburg) unterstellt und diesem auch zinspflichtig. Jährlich war an die bischöfliche Kasse in Meißen, dem das Archidiakonat Zschillen angegliedert war, eine Summe von drei Silbertalern zu zahlen.
Dem Rufe des Kaisers, sich neues Land urbar zu machen, waren viele junge Bauern, Bauernsöhne oder landlose Freie aus Niedersachsen, Thüringen und Franken gefolgt, und die Besiedlung des vorerzgebirgischen Raumes ging rasch voran. So scheuten sie auch nicht in schier undurchdringlichem Gebiet an einem kleinen Nebenfluß der Zschopau neues Land zu gewinnen. Dass es sich hierbei um fränkische Siedler handelte, belegt die Tatsache, dass Euba ein Waldhufendorf ist, eine fränkische Form der Ortsbildung.
Das Land zu beiden Seiten einer am Bach entlangführenden Straße oder eines Weges wurde im rechten Winkel zur selben in einzelne Parzellen (Hufen) aufgeteilt. Auch die Bezeichnung „Struth“ ist ein alter deutscher Name fränkischen Ursprungs für Wald. Die fränkischen Siedler durften gegen die Entrichtung geringer Zinsen das gewonnene Land in Erbpacht behalten.
Der Name war im Laufe der Zeit häufiger sprachlichen Veränderungen unterworfen, die sich vor allem aus seiner Schreibweise ergaben. Unter anderem nachweislich erhalten sind
1317 | Ywen | 1346 | Ibe - Iwe |
1367 | Ibani | 1495 | Euben (Eiben) |
1545 | Iben | 1625 | Eyba |
1745 | Euba | 1767 | Iwan |
1781 | Eybe | 1815 | Eub |
Die Bauern kamen nicht allein in das wilde Gebiet, sondern sie wurden von einem Adligen geführt, der von seinem Oberherrn mit dem Land belehnt worden war. So ist Euba von Anbeginn ein mittelalterlicher Herrensitz. Der erste Wohnsitz des Lehnsherrn war vermutlich eine befestigte Anlage auf der heutigen Kreuzung Eubaer Straße/Hauptstraße. Das spätere Lehngut entstand erst Ende des 17. Jahrhunderts. Das Vorhandensein eines Teiches, dessen Ursprünge in den Anfängen der dörflichen Bebauung liegen und des Baches lassen die Annahme zu, dass zur selben Zeit auch eine Mühle entstand.
Der Standort des alten Lehens von Euba war also im heutigen Zentrum des Dorfes. Bereits zum alten Lehngut gehörte die Brauerei, welche bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts einfaches Bier, Lager und Bier nach bayrischer Art braute. Das alte Sudhaus ist noch erhalten.
Ulrich von Ywen ist der erste Adlige, welcher im Jahre 1317 für Euba in einer Urkunde des Benediktinerklosters Chemnitz erwähnt wird. Doch schon am Endes des Jahrhunderts begegnet uns die Familie von Bünau als Lehnsnehmer. Am Beginn des 16. Jahrhunderts hat ein Ritter Nicol von Staupitz die Herrschaft über das Lehnsgut, nach ihm die Herren von Wesewitz oder Wesenick, von Reinsberg und von Kettewitz.
Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und durch Blitzschlag verließ man den alten Standort, die Gebäude fielen anderweitiger Nutzung zu. Am heutigen, weitaus günstigeren Standort, errichtete man 1686 das erste Gebäude des neuen Gutes, den Marstall mit seiner Säulenhalle im Stile der Spätrenaissance. Das Pferde- und Ochsenstallgebäude mit seinem vorgesetzten Säulengang wurde aus Reststeinen vom Bau der Augustusburg, welche jahrzehntelang ungenutzt umherlagen, errichtet.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wüteten im Land die Hussitenkriege. 1429 standen die Hussiten vor den Toren von Chemnitz. Die Stadt konnte sich des Ansturmes erwehren, nicht so allerdings die Bewohner der umliegenden Dörfer und Ortschaften. Euba blieb inmitten eines strategisch wichtigen Gebietes zwischen dem wirtschaftlich erstarkenden Chemnitz und den Straßen nach Dresden und Böhmen von den Hussiten nicht verschont, so dass mancher Bauer seine einzige Kuh aus dem Stall holen mußte.
Einen tiefen Einschnitt in die soziale Struktur des Ortes brachten 1546/47 die Ereignisse des Schmalkaldischen Krieges in Chemnitz, Freiberg, Zwickau und anderen Städten der Umgegend mit sich.
Auch aus Euba flüchteten viele, sicher aus religiösen Gründen. Bereits 1542 kam der erste evangelische Pfarrer, Peter Bernhäuter, aus Rochsburg nach Euba . 1539 wurde das albertinische Sachsen (Freiberg) unter Heinrich dem Frommen evangelisch. Die letzten beiden katholischen Pfarrer waren Flüchtlinge, aus dem bereits lutherischen ernestinischen Zwickau kommend.
Dem gebeutelten Land war keine Ruhe vergönnt, und ein neuer Krieg unter dem Deckmantel des Glaubens brach im Jahre 1618 mit dem Fenstersturz zu Prag aus. In der Nähe des Beutenberges soll der Legende nach eine Schlacht getobt haben, die sich bis Hermersdorf (Adelsberg) ausdehnte. Angeblich hat man noch im 18. Jahrhundert beim Pflügen der Felder Teile von Uniformresten, alte Säbel und Reitersporen gefunden. Der kleine Bach, der vom Zeisigwald durch die Gartenanlage „Am Jungborn“ fließt, heißt heute noch „Rote Pfütze“, da er vom Blut der Gefallenen und Verwundeten sich rot gefärbt haben soll.
Zwischen 1637 und 1642 fielen die Schweden viermal in Euba ein, bereits 1632 die kaiserlichen Truppen Wallensteins. Korn, Vieh, bäuerliches Gerät, Pferde, Wagen, und vieles mehr wurden von den Soldaten beschlagnahmt.
Doch als wäre das nicht genug, wütete 1633 auch noch die Pest und forderte ihren Tribut unter der schwer leidgeprüften Bevölkerung.
Nach Beendigung des Krieges standen in Euba nur noch drei Bauerngüter und elf Häuser und es dauerte nahezu fünfzig Jahre, bis sich das Land vor allem wirtschaftlich einigermaßen erholte.
Am Ende des 16. Jahrhunderts, zwischen 1576 und 1597, wurde in Euba Gold geschürft. Es handelte sich dabei um Ablagerungen von Feingold in den fließenden Gewässern im unteren Ortsteil. Im Jahre 1597 befanden sich drei Schürfstellen im Ort, die Gruben „Goldner Löwe“ am Grundbach im Niederdorf, „Goldenes Horn“ im Fuchsgrund und “Goldnes Schwert“ am Hahnebach. Noch im Jahre 1717 bewilligte Kurfürst August der Starke, welcher keine Gelegenheit, Gold zu gewinnen, ausließ, für neue Schürfungen „Zur Eiben unter dem Adelsberge“ eine Summe aus der Schürfgeldkasse.
Eng verbunden mit der Kirche ist die Geschichte des Schulwesens des Ortes. In Euba existierte eine Schule seit dem Jahr 1566. Der erste Lehrer neben dem Pfarrer war ein gewisser Rottluff oder Rottluft. Unterstützt wurden die Pfarrer von Substituten oder Pfarranwärtern, die zugleich Kantor waren, oder von begabten Schülern.
1884 reichte die Gemeinde ein Gesuch zwecks Bau einer Zentralschule beim Ministerium ein. Die neue Schule sollte an Stelle der alten Kirchschule errichtet werden. So begann der Bau des neuen Schulhauses im September 1888. Im Jahre 1920 wurde die Volksschule achtstufig.
Die Geschichte in Euba verlief über Jahrhunderte ohne nennenswerte Ereignisse. Der dörfliche Alltag war geprägt von der Arbeit in der Landwirtschaft. Auch die Nähe zur Großstadt Chemnitz hatte keine einschneidenden Auswirkungen auf die Entwicklung des Ortes.
1994 wurde Euba nach Chemnitz hin eingemeindet. Doch seinen Charakter, den Charme eines idyllischen Dorfes, hat es bis heute bewahrt, immer noch ein bisschen vergessen von der großen Stadt, zu der es nun gehört.
Quelle:
Euba. Vom Waldhufendorf zum Stadtteil. Chronik 1250-2000, Euba 2000.
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Altes Lehngericht, Teil des alten Rittergutes -
Lehngut Euba in den 60er Jahren